Pilotbetrieb für eine Landwirtschaft der Zukunft in der Eider-Treene-Sorge Region 

Wie können wir Moorböden für den Klima- und Artenschutz weiter vernässen und die Bewirtschaftung für Landwirt*innen ökonomisch attraktiv machen? 
  
Anders gesagt: Moorbodenerhaltende Grünlandbewirtschaftung soll sich für Landwirt*innen wirtschaftlich lohnen und gleichzeitig das Klima und die Biodiversität nachhaltig schützen. Das ist das Ziel, des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Projektes Klimafarm. 

Der Stiftung Naturschutz ist es gelungen, eines von nur vier bundesweiten Pilotvorhaben nach Schleswig-Holstein zu holen: Wir sind Pioniere in Sachen Moor-Klimaschutz und der Schaffung von natürlichen CO2 Speichern. Auf unseren wiedervernässten Moorflächen Einkommensalternativen für Landwirtschaft zu entwickeln, ist ein weiterer Schritt zur Stärkung des Biologischen Klimaschutzes. Biologischen Kilmaschutz nennt es die Stiftung, wenn sie Moorböden durch eine Vernässung wieder zum Klimaschützer und zum Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen macht.

Bis 2031 will die Stiftung 300 Hektar Projektfläche noch weiter vernässen. Auf insgesamt 400 Hektar nassem Moorgrünland sollen dann bis 2031 verschiedene Bewirtschaftungs- und Erntemethoden erprobt und eine Verwertung für das geerntete Mahdgut aufgebaut werden. Aus der geernteten Moorbiomasse sollen gemeinsam mit Unternehmen, u.a. aus der Papierbranche, der Baustoffindustrie oder der Spielzeugindustrie, Produkte entwickelt werden. 

Auf diese Weise entstehen alternative Wertschöpfungsketten für eine klimaschonende Landwirtschaft. Für die Wiedervernässung der Flächen und die Erprobung der Ernteverfahren auf nassem Moorgrünland wird der Pilotbetrieb in Erfde schrittweise aufgebaut. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel begleitet das Projekt mit umfangreichen Treibhausgas-Messungen und Monitoring der Biodiversität. Untersuchungen zur Wirtschaftlichkeit und zum CO₂-Fußabdruck der Produktionsverfahren sind in der Ausschreibung. 


„Für uns als Stiftung Naturschutz ist die Klimafarm ein spannendes Projekt mit dem wir die Idee des Biologischen Klimaschutzes, nämlich Klimaschutz der gleichzeitig dem Artenschutz dient, mit der Landwirtschaft zusammenbringen. Wir freuen uns damit einen Beitrag für eine Landwirtschaft der Zukunft zu leisten.“
 

Ute Ojowski, Stiftung Naturschutz, geschäftsführendes Vorstandsmitglied

Projektziele in Kurzform

  • Klimaschutz durch deutliche Reduktion der Treibhausgas-Emissionen aus bewirtschafteten Moorböden durch Vernässung und extensive Grünlandnutzung unter Berücksichtigung der Biodiversität 
  • Erprobung und Weiterentwicklung praxistauglicher Verfahren zur moorbodenerhaltenden Grünlandbewirtschaftung
  • Aufbau von Wertschöpfungsketten für den Rohstoff Mahdgut 
  • Wissensvermittlung von Grundlagen des Moor- und Klimaschutzes und der erprobten Verfahren zur nassen Grünlandbewirtschaftung
     

Wiedervernässung  Land-und Erntetechnik  Rohstoffentwicklung  Begleitforschung Wissenstransfer

Projekt Standort: Eider-Treene-Sorge-Niederung

Zwischen Friedrichstadt und Rendsburg liegt ein großflächiges Niederungsgebiet, das von den Flüssen Eider, Treene und Sorge durchzogen wird: das größte in Schleswig-Holstein. Diese rund 55.000 Hektar große Eider-Treene-Sorge-Niederung besteht überwiegend aus Niedermooren. Rund ein Drittel der Moorflächen Schleswig-Holsteins liegen hier. Als Brut- und Rastgebiet, insbesondere für Wiesenvögel, hat die Region eine lange Tradition. Mehr als ein Viertel der Gesamtfläche sind Naturschutzflächen.

Über Jahrhunderte haben unsere Vorfahren die Landschaft zum Zwecke der Bewirtschaftung durch Gräben und Schöpfwerke entwässert und urbar gemacht. Auf den höheren Geestrücken liegen Siedlungen und Ackerflächen. Die Niederung wurde extensiv landwirtschaftlich genutzt und war Tummelplatz vieler, heute selten gewordener Arten. Kein anderes Tier steht so für die Region wie der Feuchtwiesenbewohner Storch. Mit der Entwässerung setze der Mensch den Kreislauf der Moorbodensackung in Gang. Heute liegen die Niedermoorflächen bis zu 2,5 Meter unter dem Meeresspiegel und die Kosten für das Abpumpen des Wassers steigen unaufhaltsam. Ein großer Teil des Moorgrünlands wird heute für intensive Milchviehwirtschaft und Futtererzeugung genutzt. Die Folge ist auch ein Verlust der Artenvielfalt.

Die Menschen der Region stehen zunehmend vor Herausforderungen, die mit den bekannten Maßnahmen und Mitteln nicht mehr gemeistert werden können. Der technische Aufwand für die Entwässerung ist so hoch, dass die Wirtschaftlichkeit in Frage steht. Hinzu kommt der Klimaschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der auch die Landwirtschaft mitwirken muss. Hier können neue Formen der nassen Grünlandbewirtschaftung Perspektiven eröffnen.

 


Der Strukturwandel in dieser Region ist schon jetzt spürbar. Wenn wir wertvolles Moorgrünland vernässen und gleichzeitig offenhalten wollen, brauchen wir neue Einkommensperspektiven für die Landwirtschaft. Wir werden das nur gemeinsam schaffen, im konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten.“

Elena Zydek, Stiftung Naturschutz, Projektleitung Klimafarm

Paludikultur - Eine Mosaikstein für eine Landwirtschaft der Zukunft

Bewirtschaftung nasser Moorböden als alternative Wertschöpfung

Paludikultur ist die landwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Das Wort ist abgeleitet aus dem lateinischen Wort „Palus“, das für Sumpf oder Morast steht. Es gibt Anbaupaludi bei der nur einzelne Arten wie Seggen oder Schilf gepflanzt und später geerntet werden. Im Projekt Klimafarm wird aber der natürliche Aufwuchs genutzt: ein Mix aus Pflanzen wie Gräsern, Seggen, Schilf und Binsen.

Vorteile von Paludikultur

  • Wiedervernässte Moorböden speichern CO₂
  • Wiedervernässtes Moor bindet CO₂ aus der Luft
  • Wiedervernässtes Moor leistet so einen Beitrag zum Klimaschutz
  • Torfkörperaufbau - Nieren der Landschaft werden gestärkt
  • Nasse Moorgrünland kann zusätzlich landwirtschaftlich genutzt werden
  • Biomassen werden geerntet, aufbereitet und als Rohstoff  vermarktet
  • Ressourcenschonende Nutzung eines nachwachsenden Rohstoffs

Eckdaten: Klimafarm in Kürze

  • Projektleitung: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
  • Projektpartner: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) für Treibhausgas- und Biodiversitätsmonitoring
  • Fördergeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
  • Projektträgerin: Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbh
  • Projektstart: 28. Dezember 2021
  • Laufzeit: über 10 Jahre bis Ende 2031
  • Projektvolumen: 15,5 Mio. Euro
  • Fördervolumen: 12,4 Mio. Euro, davon gehen 4,2 Mio. Euro an die CAU
  • Mitarbeiter*innen: 6 (4 mit landwirtschaftlichem Hintergrund)
  • Sitz der Klimafarm: Erfde, zwischen Rendsburg und Friedrichstadt
  • Projektflächen: 400 Hektar nasses Moorgrünland im Eigentum der Stiftung Naturschutz
  • 13 Flächen im Umkreis von maximal 16 Kilometer zum Betrieb

Klima schützen Treibhausgase einsparen
Zukunft der Landwirtschaft gestalten
Neue Wertschöpfung aufbauen

Vom Bund geförderte Pionierarbeit

Das Projekt Klimafarm der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hat ein Gesamtvolumen von 15,5 Millionen Euro bei einer Projektlaufzeit von 2021-2031. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert das Vorhaben mit rund 12,4 Millionen Euro. Insgesamt unterstützt das BMUV bundesweit vier Pilotvorhaben, die neue Bewirtschaftungsformen auf landwirtschaftlich genutzten, wiedervernässten Moorböden erproben. Die Mittel werden über den Energie- und Klimafonds (EKF) der Bundesregierung bereitgestellt. Die Pilotvorhaben sollen Lösungswege zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen aus bewirtschafteten Moorböden aufzeigen, Erkenntnisse für den Klimaschutz gewinnen und Wertschöpfungsketten für Rohstoffe aus Paludikultur erproben. Zuständige Projektträgerin ist die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH. Weitere Informationen finden Sie hier.

Fragen? Ideen? Wir freuen uns auf'n Schnack!

Marie Bajohr
Projektmanagerin Landwirtschaft
04333 / 874 908 13
marie.bajohr@stiftungsland.de

Projektbestandteile

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